Umgangsformen der Onlinekommunikation
(Auszüge meiner Hausarbeit zum Master für Erwachsenenbildung 2004)In der schriftlichen Online-Kommunikation haben sich eigene Umgangsformen entwickelt. Sie dienen der Verständlichkeit, verkürzen Nachrichten oder ermöglichen den Ausdruck von Gefühlen. Zu den Umgangsformen zählen
- Netiquette
- quoten
- Akronyme
- Emoticons
Die Netiquette ist eine Sammlung von Verhaltensregeln für den Umgang und die Erstellung von schriftlichen Texten in der schriftlichen Online-Kommuni-kation. Sie gibt Handlungshilfen und Denkanstöße wie z.B.:
- Vergessen Sie niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt!
- Erst lesen, dann denken. Noch einmal lesen, noch einmal denken. Und _dann_ erst posten!
- Nehmen Sie sich Zeit, wenn Sie einen Artikel schreiben!
- Vernachlässigen Sie nicht die Aufmachung Ihres Artikels!
- Achten Sie auf die "Subject:"-Zeile!
- Achten Sie auf die gesetzlichen Regelungen!
Die Netiquette wird über das Usenet verbreitet und gepflegt. Sie "besitzt primär Apell- und Informationscharakter.
Sie setzt auf freiwillige Selbstkon-trolle der Netzbenutzer" (Hoffmann, G./ Kuhlmann). Da sie ein soziales Produkt ist, unterliegt sie ständigem Wandel.
Entsprechend sind verschiedene Versionen der Netiquette, im Internet zu finden, die leicht unterschiedliche Inhalte haben.
Quoten
Quoten oder zitieren ist eine Technik, die Lesbarkeit und Nachvollziehbarkeit von Textpassagen in der Online-Kommunikation verbessert.
Sie wird verwendet, wenn Texte zwischen den Empfängern hin- und hergesendet werden und sich dabei auf Textpassagen bezogen wird.
Sie folgt dem Schema
- Einmalig den Newsreader für Einleitungszeile und Zitatzeichen richtig konfigurieren.
- Beim Antworten vom ursprünglichen Artikel alles Unnötige entfernen, dabei aber nicht dessen Aussage verändern.
- Wenn sinnvoll, Teile zusammenfassen.
- Unter dem gekürzten Zitat antworten.
- Zwischen den verschiedenen Ebenen Zeilen freilassen.
Hallo Rainer,
schön von dir zu hören. Das ist ja sozusagen unsere Onlinepremiere ;-)
>> Ich gehe davon aus, dass du im Moment sehr viel zu tun hast
>> und es im Moment nicht schaffst die E-Mails zu beantworten.
> Leider hast Du Recht, ich habe momentan viel um die
> Ohren, d.h. zwei furchtbar nervige Theater-Produktionen.
Hört sich anstrengend an. Ich drücke dir die Daumen!
> Aber ich werde mich vor der Präsenz-Phase noch vorbereiten
> und auch meine Lernkarte endlich auf den aktuellen Stand
> bringen.
Super!
(…)

Akronyme
Akronyme sind Abkürzungen, die entstehen, wenn man die ersten Buchstaben eines Satzes in Großbuchstaben zusammenfasst.
Sie sind aus dem Umstand entstanden, dass in den Anfangszeiten der Online-Kommunikation die Datenübertragungsrate so gering war, dass jeder Buchstabe wertvolle Übertragungszeit kostete.
So entwickelten sich Abkürzungen von häufig verwendeten Sätzen, wie z.B.:
AFAIK As far as I know So weit ich weiß
BTW By the way Übrigens
IMO In my opinion Meiner Meinung nach
HTH Hope that helps Hoffe, das hilft
SCNR Sorry could not resist Entschuldigung, konnte nicht widerstehen
Es gibt auch Akronyme, die Gefühle äußern. Hier zählen LOL und ROFL zu den geläufigsten.
Akronyme entwickeln sich ständig weiter. Zum einen gibt es Neuschöpfungen, zum anderen werden bestehende erweitert. Sie lassen sie sich in großer Zahl im Internet finden.
Emoticons
Emoticons sollen "kurz und prägnant einen Gemütszustand anzeigen bzw. Geschriebenes unterstützen.
Ein Emoticon wird mit Hilfe der Sonderzeichen gebildet und lässt sich erkennen, wenn man den Kopf um 90° nach links dreht.
Einige Beispiele:
:-) Basis-Smiley. Fröhlicher Smiley. Dieses Smiley wird benutzt, um eine scherzhafte Bemerkung zu kennzeichnen.
;-) Zwinkerndes Smiley. Der User hat gerade eine kokette und/oder sarkastische Bemerkung gemacht.
:-( Ärgerliches oder trauriges Smiley. Dem User gefiel die letzte Bemerkung nicht oder ihn ärgert oder betrübt irgendetwas.
Es gibt eine große Vielzahl von Emoticons. Sie werden durch bunte grafische Emoticons erweitert, die zum Teil auch animiert sind. Sie sind in vielen Foren und im Chat weit verbreitet. Bsp.:



Besonderheiten der Email Kommunikation
"Man kann nicht nicht kommunizieren." (Watzlawik/ Beavin/ Jackson) Was bedeutet das für die Kommunikation mit der E-Mail?
Die E-Mail besteht ausschließlich aus Text, der digital übermittelt wird. Mimik, Gestik, Körpersprache, Tonfall - alle nonverbalen Kommunikationsmittel fallen weg.
Bei einer E-Mail verschwindet weitgehend die persönliche Note, die in einem Brief durch Wahl des Briefpapiers, der Sorgfalt der Schrift oder Verziehrungen übermittelt wird.
Doch gerade das geschriebene Wort gibt Anlass zur Deutung und zur Interpretation. Zwischen den Zeilen zu lesen und die Bedeutung hinter dem Text zu erkennen wird schon in der Schule gelehrt.
"E-Mails sind, wie andere Texte auch, sehr projektionsfördernd." (Knatz/ Dodier) Die Interpretation eines Textes basiert auf unserem eigenen Erfahrungshintergrund und auf der aktuellen Stimmung bzw. Situation, in der wir uns befinden.
Hier liegt eine Schwierigkeit der Online-Kommunikation. Rautenstrauch spricht in diesem Zusammenhang von der Medienkompetenz als eine "spez. Form der Kompetenz, nämlich der Kommunikation über und durch Medien" (Rautenstrauch), denn bei der Kommunikation per E-Mail kommt es sehr leicht zu Missverständnissen.
In seinem Kommunikationsmodell zeigt Schulz von Thun die möglichen Aspekte einer Nachricht auf:
Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell , die sich auch in der E-Mail-Kommunikation wieder finden lassen.
Wenn für den Sender der Sachaspekt der wichtige Nachrichteninhalt ist und der Empfänger auf den Beziehungsinhalt antwortet, kann es zu Missverständnissen kommen.
Doch schon dem Sprichwort "Keine Antwort ist auch eine Antwort" zu folgen, kann in der Online-Kommunikation zu einem Missverständnis führen.
Das Sprichwort berücksichtigt nicht, dass bevor wir die E-Mail empfangen, zunächst technischen Hürden zu überwinden sind.
Online kann die fehlende Antwort auch schlicht auf ein technisches Versagen zurück zu führen sein.
Ob und wie eine E-Mail beim Empfänger ankommt, entzieht sich der Kenntnis des Senders. Durch die Vielfalt der Hard- und Software kommt es immer wieder zu technischen Schwierigkeiten.
Diese Vielfalt und die damit verbundenen technischen Schwierigkeiten erschwert zusätzlich die E-Mail Kommunikation.
Wie dargestellt, die Schwierigkeiten der Kommunikation per E-Mail sind sehr komplex und vielschichtig.
Um angemessen Online kommunizieren zu können ist der Erwerb der "Medienkompetenz" (Rautenstrauch) nötig. Dabei sind für die Kommunikation per E-Mail, die ihr zu Grunde liegenden Strukturen, ihre Besonderheiten sowie die möglichen Umgangsformen zu vermitteln.
Dazu zählen neben den technischen und persönlichen Voraussetzungen auch Kenntnisse über Dinge wie Netiquette, quoten, Akronyme oder Emoticons.